Fairtravel 2009 /Angelika u. Herbert Körfer
Nach vier Jahren sollte es nun zum zweiten Mal nach Sambia gehen. Während Angelika und ich vor vier Jahren durch eine Anzeige auf die Reise neugierig geworden waren, haben wir mittlerweile in den veranstaltenden Vereinen Verantwortung übernommen und diesmal waren wir die „Reiseleiter“. Die Gruppe war gemischt: Neben Vorstands- bzw. Vereinsmitgliedern von ‚fair handeln‘ bildeten Angehörige von Freiwilligen, die im Rahmen des Sozialen Dienstes für Frieden und Versöhnung (SDFV) in Sambia weilen, die größte Gruppe.
Am 5. April ging es los: Nach kleineren Problemen am Flughafen Köln („Ich habe Sie nicht im System“) ging es erstmal nach Nairobi/Kenia und von dort nach Lusaka/Sambia. Wie bereits vor vier Jahren begrüßte uns Sr. Bernhardt herzlich, die sich um das geistige Wohl der Reisenden auf dem Flughafen in Lusaka kümmert. Und wie bereits vor vier Jahren fehlte ein Koffer, der aber nach ein paar Tagen wohlbehalten bei seinem Besitzer eintraf.
Nach den nötigen Einreiseformalitäten wurden wir von Agnes, einer Mitarbeiterin des Entwicklungsbüros in Monze und Brian, unserem Busfahrer für die nächsten Tage, in Empfang genommen. Vom Flughafen sind es noch ca. 3 Stunden über eine gute, asphaltierte Straße nach Monze und ca. eine weitere halbe Stunde nach St. Kizito. Am späten Nachmittag konnten wir dort die schmucken Häuschen beziehen, in denen wir die nächsten Tage wohnen würden. Nach einem Abendessen, natürlich mit Nshima, dem traditionellen Maisbrei, trafen wir uns mit Solomon Phiri, dem Entwicklungskoordinator der Diözese Monze.
Er stellte das Programm für die nächsten Tage ausführlich vor: Er erläuterte, welche Orte wir besuchen würden und was die Besonderheiten eben dieser Orte sind.
Am nächsten Morgen ging es nach Lukamantano. Dieses Dorf ist ein schönes Beispiel dafür, was Hilfe bewirken kann. Den Anfang bildeten ein paar Hütten für Behinderte der Umgebung. Hier sollten sie sich gegenseitig unterstützen und ihr Leben in Frieden leben können. Bald stellten sich Kinder ein und eine Freiwillige unseres Kooperationspartners Eine Welt Engagement e.V. aus Düren begann, die Kinder im Schatten eines Baumes zu unterrichten. Eine kleine Schule wurde erbaut, was Kinder aus der weiteren Umgebung anzog. Eine solarbetriebene Pumpe zur Versorgung mit Trinkwasser wurde installiert, was die Attraktivität der Schule steigerte, so dass die Schule erweitert werden musste. Mittlerweile gibt es statt der ursprünglichen Hütten kleine Häuschen mit drei Zimmerchen, die sogar über eine einfache Beleuchtung verfügen. Aber genug der Historie: Wir wurden von der Mehrzahl der Dorfbewohner begrüßt. Natürlich wuselten einen Menge Kinder herum, die einen Riesenspaß daran fanden, sich auf dem Display der Digitalkameras wieder zu erkennen.
Zum Abschluss sangen uns einige Kinder ein Ständchen, was wir zur Gaudi der Kids erwiderten.
Dann ging es auch schon zurück: In der „Monze school of catering“ erwartete man uns zum Mittagessen. Hier werden junge Menschen in restaurantspezifischen Tätigkeiten ausgebildet, da kommen ein paar Gäste zum Üben immer Recht.
Nachmittags stand ein Besuch beim Headman, man kann sich vielleicht einen Dorfvorsteher vorstellen, auf dem Programm. Dieser hatte besonderes Interesse an der Lebensweise in Deutschland und so tauschten wir Fragen und Antworten zu unseren doch teilweise sehr unterschiedlichen Kulturen aus. Das Treffen war für uns alle eine Bereicherung und so verbrachten wir einen kurzweiligen Nachmittag in der Hütte des Headman.
Der folgende Tag war ganz Chikuni gewidmet. Als erstes stand die Charles Lwanga Basic School auf dem Programm. Diese Schule ist die Partnerschule der Grundschule in Alsdorf-Hoengen und wird seit mehreren Jahren durch den fair handeln e.V. gefördert. Wir hatten die Möglichkeit, in kleinen Gruppen dem Unterricht beizuwohnen und bekamen so eine Vorstellung, unter welchen Umständen hier unterrichtet wird. Obwohl die CLBS mittlerweile schon recht gut ausgestattet ist, fehlt es den Schülern doch an vielen Dingen. So ist ein ganzes Heft schon eher eine Seltenheit, teilweise verteilen die Lehrer lose Blätter an die Schüler. Ebenso fehlt es an Taschen für die Schüler, durch löchrige Plastiktüten werden die wenigen Schulmaterialien, die die Schüler besitzen mehr schlecht als recht zusammengehalten.
Es war der letzte Schultag vor den Osterferien und am Ende unseres Besuches versammelte die Schulleiterin Sr. Euphemia die Schüler auf dem Vorplatz und eine Schülerin, sie mag vielleicht 8 Jahre alt gewesen sein, bedankte sich stellvertretend für alle bei uns für die Unterstützung, die sie durch uns erfahren haben. Eine Situation, in der wir alle bewegt und mit einem Kloß im Hals da standen, solche Momente zählen für mich zu den eindruckvollsten auf der gesamten Reise.
Anschließend besuchten wir das home based care (HBC), hier bekamen wir einen Einblick in die Betreuung von HIV/Aids infizierten Personen . Man hat in Chikuni ein großes Netzwerk von Personen geschaffen, die sich auf beeindruckende Weise gegenseitig unterstützen und durch Aufklärung versuchen, der Krankheit Einhalt zu gebieten.
Letzter Programmpunkt für diesen Tag war der Besuch der Ölmühle und des Landwirtschaftprojektes. Bei der Ölmühle wurde uns gezeigt, wie Sonnenblumensaaten zu Öl gepresst werden, ein Projekt, welches schon mehrere Jahre läuft und langsam aber stetig vorangetrieben wird. So ist die Produktion von Jatrophaöl als nachwachsender Rohstoff in Planung.
War dieser Tag voll gefüllt mit den unterschiedlichsten Eindrücken, so war der nächste Tag geprägt durch die lange, aber abwechslungsreiche Fahrt durch die sambische Landschaft nach Maamba. Hier wurden wir sehr herzlich von Sr. Mary Fallon empfangen. Im Schnelldurchlauf besichtigten wir „Girls for computer“, die Schneiderei und zuletzt die neu erbaute Schreinerwerkstatt. Das neue Gebäude stellt eine wesentliche Verbesserung der Ausbildungssituation für junge Männer dar, noch vor 4 Jahren fand die Ausbildung draußen unter einem Vordach statt. Was noch fehlte, waren Maschinen und Werkzeuge, die nur noch in Lusaka abgeholt werden mussten. Unser Aufenthalt in Maamba war nicht zuletzt geprägt durch Sr. Marys Sorge um unser Wohlbefinden. Außer einem Willkommenskuchen hatte sie ein reichhaltiges Mittagessen für uns vorbereitet, welches alle genossen, bevor wir wieder aufbrechen mussten.
Von hier aus wurden wir in kleinen Gruppen auf die Gemeinden Maamba, Choma, Chikuni, Namwala und Monze verteilt, um dort die Ostertage zu verbringen. Am Nachmittag des Ostersonntags trafen wir uns dann in St. Kizito wieder, wo alle enthusiastisch von ihren Erfahrungen in den Gemeinden berichteten. Obwohl die meisten sich erst wenige Tage vorher kennen gelernt hatten, war es doch, als träfe man alte Freunde wieder, was wiederum auch für mich eine angenehme und positive Erfahrung war.
Am nächsten Morgen fand eine Reflektion über das bisher Erlebte statt und Solomon Phiri besuchte uns mit Mr. Smith H. Habulembe, Lehrer an einer Schule in Monze, der einen interessanten Vortrag über die Kultur der Tonga hielt.
Gegen Mittag brachen wir dann zum touristischen Teil der Reise nach Livingstone auf. Die drei deutschen Freiwilligen verbrachten ebenfalls die letzten Tage mit uns, und so hatten wir Gelegenheit, unsere bisherigen Eindrücke durch ihre Erfahrungen zu vertiefen, was für alle eine Bereicherung darstellte.
Der Besuch der Viktoriafälle stellt für jeden Sambia-Reisenden ein Highlight dar, so natürlich auch für uns. Der Sambesi führte diesmal soviel Wasser, dass man die Fälle selbst kaum sehen konnte. Sturzbäche von Wasser ergossen sich über die angelegten Wege entlang der Fälle, es blieb kein Haar an uns trocken. Auch Brian, unser Fahrer, und sein Beifahrer, die uns begleiteten, waren sichtlich beeindruckt und genossen das Wasserspektakel. Beim Abstieg zum Boiling Pot und dem anschließenden Picknick flussaufwärts am Sambesiufer trockneten alle und alles wieder nahezu vollständig ab.
Die meisten Reiseteilnehmer entschieden sich am nächsten Tag, einen Ausflug ins benachbarte Botswana zum Chobe Nationalpark zu machen. Auf der vormittäglich stattfindenden Bootsfahrt auf dem Choberiver bekamen wir viele exotische Tiere in freier Wildbahn zu sehen, die man sonst nur aus dem Fernsehen oder aus dem Zoo kennt. Zum Mittagessen machten wir Rast in der Chobe-River-Lodge, um dann anschließend eine Fahrt mit Off-Road-Fahrzeugen in den Nationalpark zu machen. Alles in allem war die gesamte Reisegruppe beeindruckt und bereute nicht, sich für diesen nicht ganz günstigen Ausflug entschieden zu haben.
Den letzten Tag in Livingstone verbrachten alle damit, letzte Souvenirs zu kaufen, um dann am Abend eine Bootsfahrt auf dem Sambesi in den Sonnenuntergang hinein zu machen. Die Abendstimmung auf dem Sambesi ist unbeschreiblich, mit ein wenig Glück sieht man Hippos im Fluss, die einem mit ihren kleinen Öhrchen zuzuwinken scheinen, bevor sie schließlich abtauchen. Vogelschwärme ziehen wie an einer Perlenkette aufgereiht tief über das Wasser und man selbst ist mittendrin: Der wohl schönste Abschluss, den man sich für eine so schöne wie beeindruckende Reise nur wünschen kann.
Am nächsten Morgen traten wir dann unsere Rückreise nach Deutschland an. Wehmütig nahmen wir Abschied von den vielen netten Menschen, die wir kennen gelernt hatten, die uns wie Freunde aufgenommen hatten und die bei jedem von uns einen anderen, aber doch tiefen Eindruck hinterlassen haben. Nach über 40 Stunden Rückreise mit dem Bus und dem Flugzeug kehrten wir erschöpft nach Deutschland zurück, jeder mit dem Gedanken, nicht zum letzten Mal in Sambia gewesen zu sein.