Sambia Ostern 2010, ein außergewöhnliches Erlebnis/Heike Orth
Am 28. März 10 startete die diesjährige Reisegruppe „fairtravel“ ihre 14 tägige Reise nach Sambia. Betroffen von den Streiks der British Airways dauerte unsere Anreise insgesamt 30 Stunden. Am Abend des 29. März erreichten wir erschöpft aber voller freudiger Spannung unser erstes Ziel. Das Areal von St. Kizitos, bei Monze gelegen. Hier waren wir für die ersten Tage untergebracht und St. Kizitos war auch der Ausgangspunkt für unsere ersten Projektbesichtigungen.
Am Donnerstag, den 01. April fuhren wir nach Maamba um der dortigen Pfarrei, Sister Mary und den dort angesiedelten Projekten einen Besuch abzustatten.
Wir hatten beschlossen, eine Nacht in Maamba zu verbringen. Am nächsten Morgen sind wir von dort aus zu den einzelnen Pfarreien gebracht worden, in denen wir zu Zweit oder zu Dritt die Ostertage verbracht haben.
Meine Freundin Heike und ich, also die beiden „Heikes“ waren Gäste der Pfarre St. Mary´s bei Monze. Hier wurden wir von Father Ethics, Mr. Mukuka Muyuni und der guten Seele des Hauses, dem Koch Maurice, herzlich in Empfang genommen.
Da wir Beide noch keine afrikanische Ostern erlebt hatten, waren wir sehr gespannt, was uns erwarten würde. Im Vorfeld hatten wir uns schon Gedanken gemacht, wie wir einen kleinen Beitrag dazu leisten könnten, die Ostertage mit zu gestalten.
Die christlichen Afrikaner zelebrieren die Osterliturgie sehr intensiv. Das wurde uns schon an unserem Ankunftstag in St. Mary´s bewusst. Schließlich war Karfreitag. In einer für uns Europäer unglaublichen Hitze wurde der Kreuzgang Christi nachgestellt. Eine Gruppe Jugendlicher hatte die verschiedenen Rollen übernommen. Über mehrere Stunden wurde der Ablauf bis zur Kreuzigung Jesu in der wunderschönen afrikanischen Landschaft nachgestellt. Verfolgt von der gläubigen Gemeinde, unterbrochen von vielen Gebeten.
Am Vormittag des Ostersamstages begleitete uns Father Ethics zu unseren Einkäufen in die Stadt Monze. Die Einkäufe waren nötig, um unsere kleine Überraschung vorbereiten zu können. Heike und ich hatten uns überlegt, dass wir für die Kinder der Gemeinde Ostereier färben wollten. Zuvor hatten wir uns erkundigt, wie viele Kinder am Abend bei der Osternachtsmesse sein würden, um die entsprechende Menge Eier einkaufen zu können. Zurück in der kleinen Pfarre machten wir uns an die Arbeit. Wir hofften, dass die aus Deutschland mitgebrachte Farbe zum färben der großen Menge Eier reichen würde.
Wir waren glücklich, dass Father Ethics es uns gestattete, den traditionellen deutschen Osterbrauch in die feierliche Messe integrieren zu dürfen. Um die Eier auch repräsentativ am Altar aufbauen zu können entschieden wir uns ein Nest zu bauen. Nicht wie gewohnt aus Moos und kleinen Ästen – nein, aus afrikanischem Steppengras und Blumen. Beim pflücken der Gräser wurde eine kleine Gruppe junger Mädchen auf uns aufmerksam und beobachteten was die beiden „Muzungu“ dort wohl tun. Ohne Worte fingen die Mädchen an, uns beim pflücken der Gräser und Blumen zu helfen, denn mit Worten konnten wir uns nicht verständigen. Aber mit Gesten und viel Gelächter. Als wir genug Material für das Nest beisammen hatten, folgten uns die Mädchen schüchtern aber voller Neugierde auf die Terrasse des Pfarrhauses. Sie setzten sich vor uns und gingen uns beim flechten des Nestes zur Hand. Zwischenzeitlich kam uns Maurice, der Koch, zu Hilfe und übersetzte für uns von Englisch in Tonga, da die Mädchen nun doch wissen wollten, was wir dort tun. Maurice erklärte ihnen, dass wir das „Jetente“ für unsere Überraschung in der Osternachtsmesse benötigten. Maurice gab Ihnen die Aufgabe, alle Kinder darüber zu informieren, dass es eine kleine Überraschung in der Messe geben würde. Lachend und schwatzend machten sie sich auf den Weg. Heike und ich waren froh, dass wir nun unbeobachtet die Eier färben konnten, denn die bunten Eier wollten wir noch geheim halten.
Nachdem wir damit fertig waren, machten wir uns mit Nest und Eiern und einer Kerze, die wir der Gemeinde zu Ostern als Dankeschön für ihre Gastfreundschaft schenkten, auf den weg zur Kirche. Dort trafen wir auf Father Ethics und Mr. Muyuni, die mitten in den Vorbereitungen für die Messe steckten. Wir dekorierten das gefüllte Nest auf einem kleinen Tisch und versteckten einen Teil der bunten Eier um den Altar herum. Nun waren wir sehr gespannt, was am Abend passieren würde und gingen zurück zum Pfarrhaus um uns für die feierliche Messe umzuziehen.
Im Dunkeln machten wir uns auf den Weg und trafen die Gemeinde am Osterfeuer, das vor der Kirche brannte. Die Atmosphäre einer afrikanischer Nacht – Feuer, der Klang der Trommeln und der Gesang der Menschen – unglaublich schön und bewegend. Father Ethics entzündete die Osterkerze am Feuer und zog der Gemeinde voran mit dem Licht der Kerze in die Kirche. Viele kleinere Kerzen wurden am Feuer entzündet und fast jeder, der die Kirche betrat, brachte ein brennendes Licht mit. Berührt von dieser Atmosphäre, den offenen Herzen, den Gesängen, den Trommeln und den tanzenden Menschen kamen wir nicht umhin, uns von der tiefen Freude der Menschen anstecken zu lassen.
Am Ende der Messe erwies uns Father Ethics die Ehre uns offiziell der Gemeinde vorzustellen und er übersetzte und erklärte den Menschen, vor allen den Kindern, unseren deutschen Brauch zu Ostern – das Beschenken der Kinder mit Ostereiern. Ausgewählte der Kinderschar durften die versteckten Eier am Altar suchen. Den anderen Kindern gab der Father eins in die Hand. Nie habe ich so viele strahlende Kinderaugen gesehen, ausgelöst durch ein buntes Ei, das jedes Kind mitnehmen durfte. Nie habe ich von Eltern so aufrichtige und warme Dankesworte erhalten.
Wegen einem bunten Ei – welch eine große Freude, für Kinder, Erwachsene und für zwei gerührte weiße Frauen.