Reisebericht 2007

Reisebericht 30.03.2007 bis 14.04.2007
„es gibt gute und schlechte Nachrichten…“/Thomas Schreiber

„Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht“ – das sollte wohl der Leitsatz werden, der sich durch diese Tour wie ein roter Faden sponn. Eins vorweg: die guten Nachrichten ĂŒberwogen!

Am 30.03.2007 startete die diesjĂ€hrige Fair Travel-Tour wie gewohnt vom DĂŒsseldorfer Flughafen aus. „Wie gewohnt“? Das hört sich nach Routine an! Reisen nach Afrika verlaufen jedoch selten wie gewohnt und erst recht nicht wie geplant. Aber gerade das machen Afrika-Reisen ja unter anderem auch aus.

Nach einem ruhigen Flug, erreichten wir Lusaka am frĂŒhen Morgen. Es gab nun zwei Nachrichten fĂŒr unsere Mitreisenden. Zuerst die gute Nachricht: die Koffer waren alle da. Und nun die schlechte Nachricht: der Bus, der uns vom Flughafen abholen sollte, war nicht da! Wie sich spĂ€ter herausstellte, wurde der Bus durch einen LKW-Unfall auf der Straße zwischen Monze und Lusaka aufgehalten und sollte uns erst mit siebenstĂŒndiger VerspĂ€tung erreichen. Die Gruppe nahm es mit afrikanischer Gelassenheit (ein dickes Lob an dieser Stelle) und somit blieb genĂŒgend Zeit, um Geld zu wechseln, Telefonkarten zu besorgen oder einfach nur in der Sonne zu dösen.

Die ersten Tage verbrachten wir in St. Kizito, dem pastoralen Center der Diözese Monze. Neben der Palmsonntagsprozession und dem Gottesdienst in der Pfarre St. Mary’s, besuchten wir einige Partnerschaftsprojekte des ewe und von fairhandeln.
ZunĂ€chst stand „Lukamantano Village“ auf dem Programm, ein Dorf in der NĂ€he von Monze, das körperbehinderten Menschen eine bessere Lebensperspektive eröffnet. Die zugehörige Schule hat starken Zulauf und ist lĂ€ngst zu klein geworden. Aus diesem Grunde wird gerade ein neues SchulgebĂ€ude mit zwei KlassenrĂ€umen gebaut. Es gab aber noch etwas Neues zu bestaunen: vor kurzem ist hier eine Solarpumpe in einem Bohrloch installiert worden, die Wasser aus ĂŒber 40m Tiefe in einen 5.000Liter-Tank auf einem StahlgerĂŒst hochpumpt. Hierdurch steht dem Dorf stets sauberes Wasser zur VerfĂŒgung. Ralf Pauli berichtete hierzu bereits ausfĂŒhrlich in der ewe-aktuell / MĂ€rz 2007.

Anschließend fuhren wir zurĂŒck und statteten der „Monze Community School“ einen Besuch ab, wo wir von einer stattlichen Anzahl singender Kinder empfangen wurden. Auch hier gab es wieder zwei Nachrichten fĂŒr uns. Die gute Nachricht: das HĂŒhnerhaus war inzwischen gebaut worden. Die schlechte Nachricht: es gab noch keine HĂŒhner! Diese waren zwar bereits bestellt, aber noch nicht eingetroffen.
Nach einem Mittagessen besuchten wir noch die Farm von Solomon Phiri. Er hat uns dort sehr anschaulich gezeigt, wie die Farmer ursprĂŒnglich ihre Felder bestellten. Hierzu gehörte vor allem ein stĂ€ndiges Routieren der Anbauarten auf den verschiedenen Feldern, um den Boden zu schonen. Er erklĂ€rte uns, dass viele Farmer heutzutage jedes Jahr Mais auf ein und dem selben Feld anbauen und somit jedes Jahr mehr DĂŒnger einbringen mĂŒssen. Auf seiner Farm sahen wir, dass die traditionellen Ackerbaumethoden auch heute noch sehr sinnvoll sind und helfen, auch schlechte Regenzeiten zu ĂŒberstehen.

Abends fuhren wir dann zu einem Dorf ganz in der NĂ€he von St. Kizito, wo wir einen tieferen Einblick in die Kultur der Tongas erhielten. So erfuhren wir beispielsweise, wie ein junges MĂ€dchen traditionell aufs Frausein und die Ehe vorbereitet wird. Hierzu muss sie ein halbes Jahr in einer HĂŒtte verbringen und beim anschließenden Verlassen der HĂŒtte, ĂŒber ein Opfertier steigen. Uns wurde diese Zeremonie sehr anschaulich vorgespielt. Das Opfertier – in unserem Fall eine Ziege – wird daraufhin geschlachtet und mit den Besuchern des anschließenden Festes zusammen verspeist. Außerdem besuchten wir noch den heiligen Platz des Dorfes, an dem die Ahnen verehrt und an dem die traditionellen TĂ€nze – wie beispielsweise der Regentanz – abgehalten werden. Der Besuch dieses Dorfes hat uns alle sehr beeindruckt und bleibt uns sicher intensiv in Erinnerung.

Am nĂ€chsten Tag besuchte die Fair Reisen-Gruppe weitere Projekte, alle in Chikuni: Den Cultural Center und die Radio Station, sowie das Home base care – Projekt, das HIV-Kranken eine gute Versorgung und Anleitung gibt, mit ihrer Krankheit zu leben. Auch das Agricultural Trainingscenter und die dortige ÖlmĂŒhle wurde von der Gruppe besucht. Ich hingegen fuhr mit Phinias und Father

Bert direkt zur „Charles Lwanga Basic School“ (Partnerschule von fair handeln), um dort nach der zweiten vor kurzer Zeit installierten Solarpumpe zu sehen. Sie war in den vorherigen Tagen immer wieder einmal ausgefallen und wir machten uns gemeinsam an die Ursachenforschung. Bei unserem Eintreffen lief die Pumpe jedoch zunĂ€chst. Wir nahmen eine Messung des Wasserpegels vor, um zu ergrĂŒnden, ob sie das Bohrloch eventuell leer saugt, weil nicht genĂŒgend Wasser nachströmen konnte. Dies war nicht der Fall und somit tauschten wir den Controller der Anlage und den Schwimmerschalter des Wassertanks vorsorglich gegen mitgebrachte Komponenten aus. Inzwischen waren jedoch Wolken aufgezogen und somit hatten wir nicht mehr genĂŒgend Energie, um die Pumpe laufen zu lassen – so viel also zu den schlechten Nachrichten dieses Tages.

Anschließend traf auch die Reisegruppe in der Charles Lwanga Basic School ein. Bei einem Rundgang stellte sie fest, dass in dem hier neu gebauten HĂŒhnerhaus auch schon HĂŒhner eingezogen waren. Wir wurden sehr herzlich von Sr. Euphemia, der Direktorin der Schule, sowie weiteren Lehrern empfangen.

Am darauf folgenden Tag begann ein neuer Reiseabschnitt. Unsere Gruppe verteilte sich auf die Pfarren St. Mary’s, Monze, Mazabuka, Choma, Fumbo und Chivuna, wo wir die Osterliturgie in der jeweiligen Gemeinde erlebten. Lorena Markewitsch und ich verbrachten diese Tage in Chivuna bei Father Shoba und Father Royd. Es waren ein paar ruhige Tage, denn das Pfarrhaus liegt von dem Ort Chivuna ca. 3km entfernt. Um uns herum gab es lediglich mehrere kleine Dörfer und somit mussten Father Shoba und Father Royd nicht selten weite Strecken zurĂŒcklegen, um einen Gottesdienst in einer entlegeneren Kirche zu halten. Auf einer dieser Touren begleiteten wir Father Shoba nach Nkonkola, wo wir am Kreuzweg teilnahmen. Es war neben der Osternacht ein ganz besonderes Erlebnis.
Bei einem Gottesdienst in der Kirche von Chivuna trafen wir auf Christoph Schlager, einen der diesjĂ€hrigen deutschen Freiwilligen des ewe. Es war ganz offensichtlich, dass er sich hier sehr gut eingelebt hat. Bei einem weiteren Abstecher fuhr Father Shoba mit uns in ein nahegelegenes Dorf, wo wir den Großvater von Mazuba – einer der diesjĂ€hrigen sambischen Freiwilligen des ewe – besuchten. Ich hatte einen Brief von Mazuba fĂŒr ihn dabei und ĂŒberbrachte ihm gerne ein paar Neuigkeiten und GrĂŒĂŸe von Mazuba.

Am 08.04.07 ging es dann in den dritten Abschnitt unserer Reise. Wir kamen wieder alle zusammen und fuhren gemeinsam nach Maamba, wo wir auf Sr. Mary und Alexandra Schruff, die zweite deutsche Freiwillige, trafen.

Wir blieben hier fĂŒr zwei NĂ€chte, hatten eine intensive Reflexion der ersten Reiseabschnitte mit Solomon Phiri und besuchten das „Girls for Computer“-Projekt. Außerdem ging es zum „Lake Kariba“ und einer Krokodilfarm. Auch ein frĂŒhmorgendlicher Ausflug auf einen nahegelegenen Berg, um den Sonnenaufgang zu genießen, wurde von Alexandra spontan in das Programm eingebaut und somit entstand hierdurch langsam eine Überleitung in den vierten Abschnitt unserer Reise: der sightseeing tour. Solomon Phiri meinte hierzu mit einem freundlichen LĂ€cheln: „Now you become a tourist“.

Unsere Tour fĂŒhrte uns nun nach Livingstone, wo wir in der „Chapa Classic Lodge“ abstiegen. Sie liegt ganz in der NĂ€he des Centrums von Livingstone und ist somit idealer Ausgangspunkt fĂŒr FußmĂ€rsche zum Markt oder Einkaufstouren durch die SupermĂ€rkte. Wir unternahmen AusflĂŒge in den nahegelegenen Nationalpark und natĂŒrlich zu den ViktoriafĂ€llen. Zu dieser Jahreszeit stĂŒrzt eine riesige Menge Wasser den Hang hinab und der hierdurch entstehende SprĂŒhnebel durchnĂ€sst unweigerlich alles, was nicht wasserdicht ist. Das Naturschauspiel entschĂ€digt jedoch fĂŒr alles und somit genossen wir zunĂ€chst die faszinierende Aussicht und machten uns dann mit einer Gruppe Leuten auf den Weg zum „Boiling Pott“ unterhalb der FĂ€lle. Der Weg dorthin fĂŒhrte durch eine wahre Pflanzenpracht, die hier auf Grund des warmen und feuchten Klimas entstanden war. Die letzten Meter ging es zum Teil „auf allen Vieren“ ĂŒber große Steine und schließlich standen wir am „Boiling Pott“.

Die gewaltigen Wassermassen bewegen sich hier in einer Art Strudel und somit wurde auch klar, woher der Name stammt: es sieht so aus, als wenn das Wasser brodelt.
Neben den AusflĂŒgen blieb uns noch genĂŒgend Zeit, um die MĂ€rkte an den ViktoriafĂ€llen und in Livingstone zu besuchen und ausgiebig Souveniers zu erstehen, bevor es dann am letzten Abend unseres Livingstone-Aufenthaltes auf Suncruise-Tour ging. Mit einem herrlichen Sonnenuntergang verabschiedete sich der Sambesi von uns und wir fuhren am folgenden Tag zurĂŒck nach Lusaka, von wo aus wir am 14.04.07 zurĂŒck nach Deutschland flogen.

Die Reisegruppe mit ihren elf Mitgliedern ist im Laufe der zwei Wochen zusammengewachsen und hat alle guten und alle schlechteren Nachrichten gottseidank mit Humor und Gelassenheit getragen und es uns (Susanne Moll und mir) als Reiseleitung sehr leicht und sehr erfreulich gemacht, mit ihnen unterwegs zu sein.

Ich war nicht zum ersten Mal in Sambia und es gab wieder ganz viele unvergessliche Momente, die ich alle nicht missen möchte. Sicherlich war es nicht meine letzte Reise in dieses faszinierende Land.